Der Standkampf im MMA Teil 1 – Vom ägyptischen Faustkampf bis zum modernen Boxen
Der Standkampf im MMA nimmt die zentrale Rolle eines jeden Kampfes ein. Jeder Kampf beginnt im Stand und nicht selten wird er auch dort beendet. In unserem heutigen Artikel widmen wir uns dem vielseitigen Faustkampf, welcher uns besser als das Boxen bekannt ist.
Die Geschichte des Boxens
Boxen ist nicht nur, weil es eine olympische Sportart ist, der wohl populärste Kampfsport der Welt. Auch im Jahr 2020 schaut der Deutsche nach Fußball am liebsten einen Boxkampf im Fernsehen. Ikonen wie Max Schmeling, Muhammad Ali, Mike Tyson und die Klitschko-Brüder sind der breiten Öffentlichkeit so bekannt wie kein anderer Kampfsportler.
Doch wie wurde die Kampfsportart Boxen so bekannt wie sie es Heute ist?
Faustkampf der Antike
Die Geschichte des Faustkampfes ist nicht genau zurückzuverfolgen. Auf Statuen sowie weiteren altertümlichen Darstellungen geht hervor, dass bereits vor ca. 7000 Jahren in verschiedenen Kulturen wie China, Indien, Russland und den Ureinwohnern Amerikas ein Kampf als Zeremonie ausgetragen wurde. Die ersten tatsächlich überlieferten Faustkämpfe fanden dann ca. 3000 v.Chr. statt. In Ägypten sowie später auch im antiken Griechenland und Rom wurden diese zum Zwecke der Unterhaltung durchgeführt. Auch bei den Olympischen Spielen der Antike traten die ersten Boxer ca. 1000 v. Chr. auf.Nach Überlieferungen gab es damals weder Gewichtsklassen noch Runden und Regeln. Der Kampf wurde nur durch Aufgabe oder Kampfunfähigkeit des Boxers abgebrochen. Die ersten „Boxhandschuhe“ waren nichts anderes als Riemen aus Ochsenhäute.
Vom Bare-knuckle-Fight bis zum heutigen Boxen
Die Wurzeln des modernen Boxens liegen im England des 17. und 18. Jahrhunderts. Boxkämpfer traten dabei ohne Handschuhe gegeneinander an. Mit bloßen Händen wurde unter minimalen Regelungen vor Publikum gekämpft. Die meist sehr brutalen Kämpfe mit erhöhtem Verletzungsrisiko trafen auf immer mehr Zuspruch in der Gesellschaft. Ca. Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich das erste große Regelwerk. Zu den wichtigsten Änderungen gehörten, dass man den am Boden liegenden Gegner nicht mehr schlagen darf sowie, dass man auf Tiefschläge verzichtete. Mit dem Laufe der Zeit kamen weitere Regelungen hinzu wie die Einführung eines Boxrings sowie das Tragen von Bandagen bis hin zu Boxhandschuhen. Das Kämpfen ohne Handschuhe wurde schließlich im Jahr 1889 verboten. Bis Heute! Seit ein paar Jahren erlebt das sogenannte Bare-knuckle-Boxen eine Renaissance. Es werden vereinzelt wieder Wettkämpfe ohne Bandagen ausgetragen und diese finden immer mehr Anklang unter den Zuschauern. So haben einzelne Youtube-Channels wie der des Bare Knuckle Fighting Championship mehrere Millionen Zuschauer.
Regelwerk des Boxens
Beim Boxen wird allgemein zwischen Amateur- und Profiboxen unterschieden. Diese grundlegende Einteilung setzt die Ausführung, die Regeln und die zu benutzende Schutzausrüstung fest. Um die zahlreichen Regularien des Boxsports besser zu verstehen, zeigen wir dir ein paar Informationen, die dir den Faustkampf der modernen Zeit näher bringen.
Der Boxkampf kann auf mehrere verschiedene Arten zu Ende gehen. Am bekanntesten sind dabei das K.O. was so viel bedeutet wie ein Sieg durch den konkreten Niederschlag des Gegners, ohne dass er danach weiter kämpfen kann.
Amateurboxen
Beim Amateurboxen wird grundlegend in drei Runden à 3 Minuten, mit jeweils einer Minute Pause dazwischen gekämpft. Dabei sind die Wettkämpfer verpflichtet einen Mundschutz, einen Tiefschutz, sowie bei Minderjährigen einen Kopfschutz, zu tragen. Die Wahl des richtigen Handschuhs wird von den Regeln des Wettkampfes festgelegt und beträgt im Normalfall zwischen 10 und 14 Unzen.Gezählt werden im Amateurboxen alle gelandeten Treffer. Alle Kämpfer werden gemäß ihrem Gewicht sowie des Alters eingestuft, daraus ergeben sich dann die jeweiligen Klassen, in denen gegeneinander gekämpft wird.
Profiboxen
Die Profis kämpfen in vorab festgelegten Rundenzahlen, in bis zu 12 Runden à 3 Minuten pro Kampf. Bei der Bewertung sind nicht nur die Anzahl der gelandeten Treffer relevant, sondern vielmehr wird die Qualität jeder Runde an sich betrachtet. Am Ende des Kampfes werden die Punkte zusammengezählt und es ergibt sich ein Sieger nach Punkten. Ausschlaggebend sind die Niederschläge, die Verwarnungen sowie die gelandeten Treffer und die Aggressivität der Kämpfer.
Gewichtsklassen
Der Amateur- sowie Profiboxsport wird mittlerweile in 17 Gewichtsklassen eingeteilt. Dabei wird vom Strohgewicht mit maximal 47,6 Kilogramm bis zum Schwergewicht mit über 90,7 Kilogramm gekämpft. Die Angaben können je nach Wettkampf und lokalen Verbänden ein wenig abweichen sind jedoch grundlegend bei allen Wettkämpfen vom Gewicht her gleich.
Gewichtsklasse | maximales Gewicht in Kilogramm |
Strohgewicht | 47,627 |
Halbfliegengewicht | 49,988 |
Fliegengewicht | 50,802 |
Superfliegengewicht | 52,163 |
Bantamgewicht | 53,525 |
Superbantamgewicht | 55,225 |
Federgewicht | 57,153 |
Superfedergewicht | 58,967 |
Leichtgewicht | 61,235 |
Superleichtgewicht | 63,503 |
Weltergewicht | 66,678 |
Superweltergewicht | 69,853 |
Mittelgewicht | 72,574 |
Supermittelgewicht | 76,203 |
Halbschwergewicht | 79,378 |
Cruisergewicht | 90.781 |
Schwergewicht | über 90,781 |
Weltverbände und amtierende Weltmeister des Schwergewichts
Eine Besonderheit des Boxens ist sicherlich, dass es keine einheitliche Organisation gibt, die den Weltverband bildet. Somit gibt es auch keinen einheitlichen Weltmeister wie zum Beispiel beim Fußball. Vielmehr bilden neben zahlreichen lokalen und nationalen Verbänden vier Organisationen die Elite des Boxsports. Diese Organisationen sind als Unternehmen anzusehen, die Profit orientiert ihre Kämpfer gegeneinander antreten lassen. Hier findest du die vier bekanntesten Verbände mit den Weltmeistern im Schwergewicht vom Stand Mai 2021:
- World Boxing Association (WBA): Antony Joshua aus Großbritannien
- International Boxing Federation (IBF): Antony Joshua
- World Boxing Organization (WBO): Antony Joshua
- World Boxing Council (WBC): Tyson Fury aus Großbritannien
Die Boxsprache & der Schlag
Der Boxstile der Kämpfer wird in einen defensiven oder einen aktiven Angriffsstile unterteilt. Bekannte Vertreter der Verteidigungstaktik waren Muhammad Ali sowie die Klitschko Brüder. Im Angriff hingegen wurden Mike Tyson sowie Rocky Marciano bekannt.
Der Boxer arbeitet dabei nicht mit einer rechten oder linken Hand, sondern mit der Führhand („die schwache Hand“) sowie mit der Schlaghand („die starke Hand“). Um besser mitsprechen zu können solltest du wissen, dass der Boxsport sich aus den folgend aufgeführten Schlagarten zusammensetzt:
- Jab: Eine gerade Führhand die schnell ausgeführt wird.
- Cross: Eine gerade Schlaghand die kraftvoll in Ziel gebracht wird.
- Haken: Ein schwungvoller seitwärts Schlag der den Gegner von links oder rechts trifft.
- Aufwärtshaken: Im Englischen auch Uppercut genannt wird von unten zum Kinn oder Körper des Gegners geschlagen.
Darüber hinaus gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten dieser Schläge, die du dir am besten in einem ersten Probetraining selbst anschaust.
Zahlen und Fakten
Kein sportlicher Wettbewerb wird so gut bezahlt wie ein Schwergewichtskampf um die Weltmeisterschaft.
Boxen gehört trotz der Beliebtheit bei Zuschauern nicht zu den 12 beliebtesten Sportarten die Deutsche ausführen. (Statista, 2020)